Geschichte

Geschichte
Saga


Eine kurze Geschiche der Wikingerzeit.
Traditionell wird mit dem Begriff "Wikingerzeit" der geschichtliche Abschnitt zwischen 793 und 1066 AD beschrieben.

Warum?

Diese Frage ist berechtigt, denn nachweisbar gab es auch vor 793 AD nordeuropäische Handelsbeziehungen zu nahen und ferneren Ländern und skandinavische Seeräuber waren bereits seit dem 5./6. Jahrhundert "bekannt". 

Ebenso brach bekanntlich auch nach der normannischen Eroberung Englands im Jahre 1066 AD in Europa, Vorderasien und dem Mittelmeerraum kein friedliches Zeitalter an.
Halten wir zunächst fest:

Die Wikinger als abgrenzbare Volksgruppe gab es nicht. Wikingerzeitliche Zeitgenossen benutzten im Übrigen für die skandinavischen Menschen durchgängig den Begriff "Nordmänner".

Und genauso wenig gab es eine Verabredung skandinavischer Gesellschaften zwischen 793 AD und 1066 AD so aufzutreten, dass Christen beteten: "Befreie uns, Herr, von der Raserei der Nordmänner!". Und so "barbarisch", so anders in ihrer Vorstellungswelt waren Wikinger nun auch nicht ...

Nichtsdestotrotz ist m. E. die Wahl dieser beiden Jahre als Ausgangs- und Endpunkt der Wikingerzeit sinnvoll:

Letztendlich führte ein weit über die Region bekanntgewordener Überfall auf das Kloster Lindisfarne zu Nachfolgetaten. Und dies erklärt auch besser als heidnisch geprägter antichristlicher Furor eines der beliebtesten Angriffsziele der heidnischen Wikinger: 

Klöster und Kirchen waren im Mittelalter reich und trotz alledem nicht ausreichend gesichert. Überfallen wurden also erfolgsversprechende und mit damaligen Mitteln erreichbare Ziele.

Diese Aussage führt auch direkt zum Endpunkt unserer Zeittafel. 1066 AD waren wohl "Grenzen" erreicht:

A. Territoriale
Neue Landstriche die mit Wikinger(kriegs)schiffen erreicht werden konnten, waren unbekannt bzw. deren Landnahme war erfolgreich abgeschlossen (Normandie, England, Island, Grönland etc.) bzw. gescheitert (Nordamerika).

B. Militärische
Wikinger wurden von Normannen an Überfällen auf England gehindert; Irland war verloren. Selbst die nordamerikanischen Ureinwohner konnten "ihren" Kontinent erfolgreich verteidigen. Die christlichen Königreiche kämpften auf anderen "Schlachtfeldern".

C. Politische
Zuletzt war ein Aspekt nicht unmaßgeblich, welcher weiterhin auch eine faktenbasierte Vereinnahmung der Wikinger durch Rassisten (siehe hierzu auch ein kurzer Hinweis in meinem "Impressum") absurd erscheinen lässt:

Wikinger integrierten - besser assimilierten - sich aus eigenem Antrieb so erfolgreich, dass nur wenige Generationen ausreichten, um aus Wikingern Rus(sen), aus Nordmännern Normannen/Engländer, Isländer und Färinger sowie Grönländer (die Letztgenannten "nur" für rund 500 Jahre) usw. usf. werden zu lassen.

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Zuletzt führte der Wandel von der heidnischen Stammesgesellschaft/Kleinkönigreichen zu christlich geprägten Staaten zum Ende der auch kulturell interessanten Epoche der Wikinger.

Zeittafel
stundaskrá


793 AD
Überfall norwegischer Wikinger auf das Kloster Lindisfarne in England.
799 AD
Wikinger plündern im Mündungsgebiet der Loire.
800 bis 900 AD
Wikingerangriffe führen zum Zerfall aller angelsächsischen Königreiche mit Ausnahme von Wessex.
806 bis 850 AD
Schwedische Wikinger besiedeln als kriegerische Kaufleute Gebiete um den Newo (heute: Ladogasee) und gründen dabei Nowgorod.
808 AD
König Gudfred von Dänemark zerstört die slawische Handelsstadt Reric und siedelt die gleichen Kaufleute im neu gegründeten Haithabu an.
810 AD
Dänische Wikinger überfallen die damalige karolingische Provinz Friesland.
830 AD
Wikinger dringen auf Plünderfahrten bis ins innere Irland vor.
834 bis 837 AD
Dorestad in Friesland wird jährlich geplündert.
835 AD
In Wessex gelandete Wikinger werden vom westsächsischen König Egbert geschlagen.
841 AD
Ein befestigtes Wikingerlager am Liffey wird zum Keim des späteren Dublin.
843 AD
Die Wikinger überwintern erstmalig in Frankreich.
844 AD
Wikinger erobern Sevilla, werden aber nach einer Woche unter schweren Verlusten von den Mauren vertrieben.
845 AD
Plünderung von Paris. Karl der Kahle zahlt 7.000 Pfund Silber für den Abzug der Wikinger, die erste von dreizehn Zahlungen in den nächsten 81 Jahren.
Zerstörung Hamburgs durch Wikinger.
Ab 846 AD
Nach wiederholten Plünderungen der Abtei Noirmoutier gründen Wikinger hier eine Basis für Aktivitäten im Gebiet der Loire.
851 AD
Auf der Insel Thanet überwintert erstmals ein Wikingerheer in England.
858 AD
Schwedische Wikinger gründen Kiew.
859 bis 862 AD
Eine Wikingerflotte plündert Küstenstädte im Mittelmeerraum.
860 AD
Wikinger greifen Byzanz erfolglos an.
Um 860 AD
Island wird zu dieser Zeit durch norwegische Wikinger entdeckt.
862 AD
Wikinger plündern Köln.
865 AD
Das "große heidnische Heer" erreicht England auf der Suche nach Siedlungsmöglichkeiten und erkämpft in den nächsten Jahren das Danelag.
Um 870 AD
Harald I. Schönhaar vereinigt Norwegen und wird alleiniger Herrscher.
Um 872 AD
Seeschlacht von Hafrsfjord zwischen Harald I. Schönhaar und einem Bündnis nord- und westnorwegischer Grundbesitzer.
877 AD
Die angelsächsische Provinz Mercia fällt an die Wikinger.
879 AD
Die angelsächsische Provinz East Anglia fällt an die Wikinger.
881 AD
Aachen, Worms, Mainz, Metz, Bonn und Köln werden durch Wikinger überfallen.
882 AD
Vereinigung von Nowgorod und Kiew zum Großreich der Rus durch Oleg den Propheten.
884 AD
Ein Friedensvertrag zwischen Angelsachsen und Wikinger legt die Südgrenze des Danelag fest.
885 AD
Belagerung von Rochester.
886 AD
Wikinger belagern Paris.
887 bis 888 AD
Das "große heidnische Heer" zerstört Teile des Frankenreiches.
891 AD
Die Ostfranken schlagen in Belgien ein Wikingerheer.
894 AD
König Alfred der Große blockiert Wikingerlager in Appledore und Milton und erreicht den Abzug der Wikinger.
899 bis 924 AD
König Eduard der Ältere erobert das Danelag zurück.
902 AD
Die Iren vertreiben die Norweger aus Dublin.
910 bis 912 AD
Wikinger betätigen sich im Kaspischen Meer als Seeräuber.
911 AD
Der Wikinger Rollo erhält die Normandie als Lehen.
Ein Vertrag zwischen Rus und Byzanz erwähnt erstmals Wikingersöldner in byzantinischen Diensten.
912 AD
Herzog Rollo der Normandie wird getauft.
917 AD
Dublin wieder norwegisch.
934 AD
Heinrich I. besiegt den dänischen König Knut I. (auch Chnuba) bei Haithabu.
Um 937 AD
Schlacht von Brunanburth zwischen Wikingern aus Irland und dem norwegischen Teil des Danelag auf der einen und Angelsachsen und Wikingersöldnern auf der anderen Seite. Sie endet mit dem Sieg der Angelsachsen.
940 bis 954 AD
York ist zeitweise unabhängiges Wikingerkönigreich.
950 AD
König Hakon I. der Gute versucht Norwegen zu christianisieren.
952/954 AD
Eadred vertreibt den letzten Wikingerkönig, Erik I. Blutaxt, aus York. England ist wieder angelsächsisch.
958 bis 987 AD
Harald I. Blauzahn, Sohn Gorms des Alten, ist König von Dänemark.
960 bis 962 AD
Harald I. Blauzahn stellt die dänische Herrschaft in Norwegen wieder her. Er wird getauft und christianisiert Dänemark.
974 AD
Die Dänen werden von Kaiser Otto II (HRR). geschlagen und das Danewerk erobert.
980 AD
Die Norweger unter Olaf Cuaran unterliegen in der Schlacht von Tara den Iren und sind fortan tributpflichtig.
983 AD
Harald I. Blauzahn erobert das dänische Grenzgebiet zurück.
Um 985 AD
Eine Flotte von etwa 25 Schiffen unter Erik "dem Roten" Thorvaldsson bricht von Island nach Grönland auf.
Bjarni Herjùlfsson will nach Grönland und erreicht stattdessen Nordamerika (Vinland), betritt aber das Land nicht.
987 bis 1014 AD
Sven I. Gabelbart ist König von Dänemark.
991 AD
Schlacht von Maldon am 10./11. August. Eine Wikingerarmee unter Olav I. Tryggvasson und Thorkell dem Großen besiegt die Angelsachsen unter Byrhtnoth. Als Folge beginnt König Aethelred mit der Zahlung von Danegeld, bis 1015 AD werden immer höhere Summen an Wikingerheere gezahlt.
995 bis 1000 AD
Olav I. Tryggvasson ist König von Norwegen.
1000 AD
In der Seeschlacht von Svold(er) wird Olaf I. Tryggvasson von Dänen und Schweden geschlagen und stirbt bei den Kämpfen.
Durch Bjarni Herjúlfssons Erzählungen angeregt, suchen auch Leif Eriksson der Glückliche und sein Bruder Thorvald Vinland (Nordamerika) und betreten es.
1002 AD
Am 13. November werden beim "St. Brice’s Day" Massaker auf Anordnung von König Aethelred die in England lebenden dänischen Wikinger getötet. Gunhilde, Schwester von
Sven I. Gabelbart, ist unter den Getöteten. Er schwört Rache.
1013 AD
Sven I. Gabelbart erobert das Danelag.
1014 AD
Bei der Schlacht von Clontarf besiegen die Iren norwegische Wikinger.
1015 bis 1016 AD
Olaf Haraldsson der Heilige erobert Norwegen.
1016 AD
Knut der Große, Sohn Sven I. Gabelbarts, besiegt in der Schlacht von Assandun am 18. Oktober 1016 das englische Heer und regiert bis 1035 AD als König von Dänemark (Knut II.) und England (Knut I.).
1028 AD
Olav II. Haraldsson wird aus Norwegen vertrieben.
1030 AD
Olav II. Haraldsson stirbt in der Schlacht von Stiklestad.
1035 bis 1042 AD
Nach dem Tod Knut des Großen wird Hardiknut König von Dänemark.
1035 bis 1047 AD
Magnus I. der Gute wird König von Norwegen.
1042 AD
Magnus I. der Gute gelingt die erneute Vereinigung von Norwegen und Dänemark.
1043 AD
Magnus I. der Gute schlägt die Westslawen (Wenden) in der Nähe von Haithabu.
1047 AD
Harald III. (Sigurdsson) der Harte wird König von Norwegen.
Sven Estridsson wird König von Dänemark. Er herrscht bis zu seinem Tod 1074 AD.
1050 AD
Zerstörung Haithabus durch Truppen von Harald III. (Sigurdsson) der Harte.
1066 AD
Bei der Schacht von Stamford Bridge wird das Wikingerheer von Harald III. (Sigurdsson) der Harte geschlagen und er selbst getötet.
Normannische Invasion von England. Wilhelm der Eroberer schlägt die Angelsachen bei Hastings.
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